Pfarrei St. Anna

Katholische Kirche in Schwerin, Rehna und Gadebusch


Apostolischer Administrator in Schwerin

* 11.Dezember 1917 in Neisse (Schlesien)
† 11. November 1988 in Schwerin (Mecklenburg)

Am 11. Dezember 2017 würde Bischof Theissing 100 Jahre alt. Mit einer Festakademie und einem Pontifikalamt am 9. Dezember 2017 erinnert das Erzbistum Hamburg und Berlin an diesen großen Kirchenmann. 

Heinrich Theissing wurde in Neisse, dem sogenannten „schlesischen Rom" , als Sohn eines Rechtsanwalts und Notars geboren. Schon mit 12 Jahren war er in der katholischen Jugendbewegung aktiv. Nach dem Abitur studierte er Theologie in München, Breslau und Wien. 1940 wurde er im Dom zu Breslau zum Priester geweiht

Seine ersten Kaplansstelle war in Glogau/Schlesien. Zum Kriegsende wurde Glogau - wie auch seine Geburtsstadt Neisse - zerstört. Mit einem Vertriebenentreck kam der junge Geistliche 1945 nach Cottbus, wurde Kaplan in Görlitz und im Juni 1946 zum Diözesanjugendseelsorger berufen. Unter seiner Regie wurde Neuzelle zum Wallfahrtsort und zu einem Zentrum der Jugendseelsorge, er begründete auch das Neuzeller Diaspora-Apostolat.

1953 wurde Heinrich Theissing zum Ordinariats- und Konsistorialrat ernannt. In den folgenden 17 Jahren übernahm er wichtige Aufgaben in der erzbischöflichen Kurie des kleinsten Bistums Deutschlands. 1960 erhielt er die Ernennung zum Domkapitular. Er selbst war auch als Schriftsteller tätig und gab eine Reihe von Glaubensbüchern und Antologien religiöser Erzählkunst heraus. Die Auseinandersetzungen mit dem sozialistischen Staat und dessen marxistisch-atheistischer Ideologie waren für ihn besonders prägend

Am 13. März 1963 ernannt Papst Johannes XXIII. Heinrich Theissing zum Titularbischof von Mina und zum Weihbischof von Berlin. Als solcher war er mit der Leitung der Seelsorge in den brandenburgischen und pommerschen Gebieten des Bistums Berlin betraut und nahm auch am 2. Vatikanischen Konzil teil. Besonderes Aufgabengebiet war die Leitung der Arbeitsgemeinschaft Seelsorge in der Berliner Ordinarienkonferenz. Stets war er um Verständigung mit den jungen polnischen Christen bemüht.

 

Heinrich Theissing - ein Bischof für Mecklenburg

Im Februar 1970 erhielt Heinrich Theissing die Ernennung zum Koadjutor des Bischöflichen Kommissars für Mecklenburg mit dem Recht der Nachfolge. Bereits im August 1970 übernahm er dieses Amt von dem aus Krankheitsgründen resignierenden Schweriner Weihbischof Dr. Bernhard Schräder. 1973 ernannte Papst Paul VI. Bischof Heinrich Theissing zum Apostolischen Administrator in Mecklenburg. Bischof Theissing führte die katholische Kirche Mecklenburgs durch die letzten beiden Jahrzehnte der SED-Diktatur. Er setzte das Werk seines Vorgängers fort, war aber mehr auf die Eigenständigkeit kirchlicher Strukturen und eine weitgehende Unabhängigkeit vom Bistum Osnabrück bedacht. Besonders bemühte er sich um die Seligsprechung des großen dänischen Naturforschers und heiligmäßigen Bischofs Niels Stensen, der 1685/86 als einfacher Priester in Schwerin wirkte und hier starb. Noch kurz vor seinem Tode konnte der inzwischen in den Ruhestand getretene Bischof die Seligsprechung Niels Stensens am 23. Oktober 1988 in Rom erleben. Heinrich Theissing starb kurz nach der Rückkehr aus Rom am Martinstag 1988.

 

Bildquelle: Fotos: Marco Heinen

Katholische Kirche feiert 100. Geburtstag des früheren Bischofs Heinrich Theissing

Schwerin. Als eine der „wegweisenden Persönlichkeiten der katholischen Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg" hat Mecklenburg-Vorpommerns Justizministerin Katy Hoffmeister den früheren Bischof Heinrich Theissing gewürdigt. Ihm sei es gelungen, „in einer atheistischen Welt den Menschen den Glauben an seinen Gott zu erhalten", sagte die Ministerin am Samstag vor rund 150 geladenen Gästen – darunter sechs Bischöfe und weitere geistliche Würdenträger – in der Schweriner Propsteikirche St. Anna.

Mit einer Festakademie in der Kirche und im benachbarten Bernhard-Schräder-Haus gedachten die katholischen Erzbistümer von Hamburg und Berlin des Jubiläums des Bischofs, der am 11. Dezember 100 Jahre alt geworden wäre. Heinrich Theissing leitete von 1970 bis 1988 die Geschicke der katholischen Kirche in Mecklenburg. In seine Amtszeit fiel der Bau von 18 Kirchen, darunter auch die Erweiterung der Schweriner Propsteikirche. Theissing machte sich darüber hinaus um die Ökumene verdient und setzte sich mit Nachdruck für die 1988 erfolgte Seligsprechung des Naturforschers und Bischofs Niels Stensen ein.

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße sprach in seinem Grußwort von der „einmaligen Berufung im Leben von Heinrich Theissing". Dabei sei Berufung nicht nur etwas für Priester und Ordensleute, „sondern jeder Christ, jeder Mensch ist von Gott auf einzigartige Weise ins Leben gerufen und mit einer unverwechselbaren Sendung ausgestattet", so der Erzbischof.

Vorträge hielten Prof. Dr. Jörg Seiler von der Universität Erfurt und Dr. Georg Diederich (Schwerin). Am Abend kam dann im Festgottesdienst mit dem emeritierten Erfurter Bischof Joachim Wanke noch ein Weggefährte Theissings zu Wort. Er sei dankbar, Theissing durch die Zusammenarbeit in der damaligen Berliner Bischofskonferenz persönlich näher kennengelernt zu haben, so Wanke.

Papst Paul VI. hatte Heinrich Theissing im Februar 1970 als Adjutorbischof dem damals amtierenden Bischöflichen Kommissar für Mecklenburg, Weihbischof Dr. Bernhard Schräder, zur Seite gestellt, der aus gesundheitlichen Gründen noch im selben Jahr sein Amt niederlegte. 1973 wurde Bischof Theissing zum Apostolischen Administrator mit den Rechten eines residierenden Bischofs ernannt. Theissing starb am 11. November 1988, ein Jahr nach seiner Emeritierung und nur wenige Wochen nach der Seligsprechung Niels Stensens, die er in Rom noch hatte miterleben dürfen.

Zum Jubiläum hat das Thomas-Morus-Bildungswerks eine Dokumentation mit Predigten Bischof Theissings herausgegeben, die über den Buchhandel bezogen werden kann
(ISBN 978-3-9810202-5-0).

Text und Bild: Marco Heinen

 

Neues Buch erschienen - Dokumentation mit Predigten Bischof Theissings

Auszug aus dem Vorwort von Frau Schophuies

"Über Bischof Heinrich Theissing, der von 1970 bis 1987 die katholische Kirche in Mecklenburg leitete, wurde bisher nur wenig publiziert. Dabei zählt er zu den wegweisenden Gestalten der katholischen Kirche Deutschlands im 20. Jahrhundert. Er lebte und wirkte nacheinander in drei Bistümern: als Jugendseelsorger und Ordinariatsrat in Görlitz, als Weihbischof in Berlin und als Apostolischer Administrator in Mecklenburg. Hier prägte er in besonderer Weise das kirchliche Leben, das unter der doppelten Herausforderung von Diaspora-Seelsorge und Selbstbehauptung unter einer kirchenfeindlichen Diktatur stand. Dazu kam die deutsche Teilung, durch die Mecklenburg vom Bistum Osnabrück getrennt war, zu dem es damals gehörte [....].
In diesem Buch wird erstmals eine Auswahl der Predigten von Bischof Theissing veröffentlicht. Durch ihren oft gesellschaftskritischen Bezug geben sie ein besonderes Zeugnis des schweren Weges, den die Kirche im Osten damals zu gehen hatte. Um die jeweilige Situation besser verstehen zu können, wurde meist eine zeitgeschichtliche Hinführung vorangestellt.
Der vorliegende Band, der aus Anlass des 100. Geburtstages von Bischof Theissing herausgegeben wird, enthält viele Bildern, die von seinem Leben und Wirken erzählen. Sicher erkennen sich einige Zeitgenossen hier wieder oder werden so an ihren eigenen Lebensweg erinnert. Das Buch wendet sich aber auch an diejenigen, die Bischof Heinrich Theissing nie kennen gelernt haben. Viele seiner Worte haben für die Nachgeborenen an Bedeutung nichts verloren. "

Bildquelle: Marco Heinen

Wegweisende Persönlichkeit

Über 150 Menschen kamen zur großen Festakademie in der Schweriner Propsteikirche St. Anna aus Anlass des 100. Geburtstags des früheren Mecklenburger Bischofs Heinrich Theissing.

Von Marco Heinen
Schneetreiben auf der Autobahn und eisige Temperaturen: Wer von außerhalb zur Festakademie für Bischof Heinrich Theissing anreiste, schien sich am frühen Samstagmorgen um seine Gesundheit sorgen zu müssen. Doch am späten Vormittag, als sich unter anderem Hamburgs Weihbischof und früherer Schweriner Propst Horst Eberlein sowie der emeritierte Weihbischof Norbert Werbs, Bischof Wolfgang Ipolt (Görlitz) und Weihbischof Matthias Heinrich (Berlin) sowie zwei Nichten und ein Neffe Bischof Theissings zu einer Statio mit Propst Stefan Krinke auf dem Schweriner Waldfriedhof einfanden, strahlte der Himmel in schönstem Blau. Es war ein würdiger Auftakt zur großen Festakademie, die an diesem Tag in der Propsteikirche St. Anna und im Bernhard-Schräder-Haus stattfand (benannt nach Theissings Vorgänger im Amt, der übrigens am 10. Dezember 1971 in Osnabrück verstorben war).
Heinrich Theissing wäre am 11. Dezember 100 Jahre alt geworden. Der Bischof leitete von 1970 bis 1988 die Geschicke der katholischen Kirche in Mecklenburg. In seine Amtszeit fiel der Bau von 18 Kirchen, darunter auch die Erweiterung der Schweriner Propsteikirche. Er machte sich darüber hinaus um die Ökumene verdient und setzte sich mit Nachdruck für die 1988 erfolgte Seligsprechung des Naturforschers und Bischofs Niels Stensen ein. Papst Paul VI. hatte Heinrich Theissing im Februar 1970 als Adjutorbischof dem damals amtierenden Bischöflichen Kommissar für Mecklenburg, Weihbischof Dr. Bernhard Schräder, zur Seite gestellt, der aus gesundheitlichen Gründen noch im selben Jahr sein Amt niederlegte. 1973 wurde Bischof Theissing zum Apostolischen Administrator mit den Rechten eines residierenden Bischofs ernannt. Theissing starb am 11. November 1988, ein Jahr nach seiner Emeritierung und nur wenige Wochen nach der Seligsprechung Niels Stensens, die er in Rom noch hatte miterleben dürfen.
Mecklenburg-Vorpommerns Justizministerin Katy Hoffmeister (CDU) würdigte Heinrich Theissing in einem Grußwort als eine der „wegweisenden Persönlichkeiten der katholischen Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg". Ihm sei es gelungen, „in einer atheistischen Welt den Menschen den Glauben an seinen Gott zu erhalten", sagte die Ministerin vor über 150 Gästen in St. Anna. Darunter waren die beiden Domkapitulare Msgr. Dr. Hermann Wieh und Dr. Karl Wöste (emeritiert) und der Kirchenrechtler Stefan Schweer, die das Bistum Osnabrück vertraten, sowie Generalvikar Ansgar Thim, der als Letzter von Bischof Theissing Ende Juni 1987 zum Priester geweiht worden war.
Die Festvorträge hielten am Nachmittag Prof. Dr. Jörg Seiler von der Universität Erfurt und Dr. Georg Diederich (Schwerin). Am Abend kam im Gottesdienst in der vollbesetzten Propsteikirche mit dem emeritierten Erfurter Bischof Joachim Wanke noch ein Weggefährte Theissings zu Wort. Er sei dankbar, ihn durch die Arbeit in der damaligen Berliner Bischofskonferenz persönlich näher kennengelernt zu haben, sagte der Bischof, dessen 20-minütige Predigt von vielen Anwesenden mit Applaus bedacht wurde. Erzbischof Stefan Heße trug im Gottesdienst den Bischofsstab Theissings, und auch der Kelch für das Abendmahl war Theissings Messkelch, den er zu seiner Bischofsweihe am 7. Mai 1963 von seiner Glogauer Gemeinde geschenkt bekommen hatte.


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